Tag #116549 - Interview #79580 (Timothy Smolka)

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Mein Großvater war ein Reisender, bevor er sich in Wien niederließ. Ein bisschen führte er das Leben eines Bohemiens. Doch dann entschloss er sich zu einem angemessenen bürgerlichen Leben und beteiligte sich an der Metallwarenfabrik seines Bruders Otto. Die Firma war zunächst in der Kaiserstraße, im 7. Bezirk, später übersiedelte sie nach Schwechat, denn Schwechat liegt an einem Fluss und sie wandelten die Wasserkraft mit Turbinen in Energie um. Auf dem Areal stand wahrscheinlich schon vor 1563 eine Mühle. 1849 brannten das Schloss Thurnmühle, das ein ehemaliges Jagdschloss der Kaiserin Maria Theresia [5] war, die Mühle und die Wohngebäude ab. Der Brauereibesitzer Anton Dreher kaufte 1859 den gesamten Besitz, ließ das Schloss restaurieren, die alte Mühle abreißen und errichtete 1863 eine Dampfmühle, die bis 1902 im Betrieb war. Im selben Jahr pachteten der Industrielle Ferdinand Schar, mein Großonkel Otto und mein Großvater Albert Smolka den Besitz, ließen die Gebäude zu einer Metallwarenfabrik umbauen, und stellten Schnallen und Pferdebeschläge her. Im Jahre 1916 kauften sie schließlich mit Kriegsanleihen das gesamte Objekt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Fabrik von meinem Vater Peter Smolka zu einer Sportartikelfirma umgestaltet und ‚Tyrolia’ genannt.
Interview
Timothy Smolka