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Diese Fabrik war vor dem Krieg in jüdischen Besitz. Die Familie hatte in Brasilien überlebt: Ich lief nicht mit einem Plakat herum, auf dem stand: ‚Ich bin Jüdin’, aber mein Name ist jüdisch und Polen spüren es - sie sind große Antisemiten - wenn sie einen Juden vor sich haben. Pausenlos erzählten sie mir, wie sie den jüdischen Besitzern der Fabrik geholfen hatten, Gold einrollen, um es nach Brasilien zu schicken. Mir ging das entsetzlich auf die Nerven. Wenn sie mir gesagt hätten, dass sie sie geschlagen hätten, wäre es mir angenehmer gewesen. Dieses Anbiedern nervte mich. Aber schikaniert als Jüdin wurde ich überhaupt nicht. Ich glaube, in dieser Zeit hatte man in Polen zu den Juden Vertrauen, weil sie nicht mit den Deutschen kollaboriert hatten.
Interview
Emilia Ratz
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