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Unser Praxissemester absolvierten wir in einer Motorradfabrik in dem kleinen Städtchen Irbit. Wir arbeiteten wie die Arbeiter zwölf Stunden täglich. In diesem Städtchen gab es keine richtigen Strassen, nur Wege, wie in der ärmsten Gegend in Ostpolen. Sechs Wochen waren wir auf Familien verteilt, und zu Essen hatten wir sehr wenig - eigentlich hungerten wir. Dann kamen wir zurück nach Swerdlowsk, legten brav unsere Prüfungen ab, und im nächsten Sommer bekamen wir schon das Thema der Diplomarbeiten. Wir sollten schnell fertig werden, um in der Praxis eingesetzt zu werden. Meine Diplompraxis absolvierte ich in einem evakuierten Werk für Flugzeugapparaturen. Mit der Arbeit war ich sehr zufrieden. Selbstverständlich wurden wir ausgenutzt, aber wir lernten auch viel.
Mein Mann versuchte die ganze Zeit irgendwie Geld dazu zu verdienen. Ich hatte ein verletztes Bein, es heilte nicht, weil es keine Vitamine gab. Wir waren praktisch mit dem Studium fertig und mussten nur noch unsere Diplomprüfungen machen. Aber schnell arbeiten zu gehen, war nicht besonders reizvoll. Die Studenten hatten zwar sehr wenig Geld und wenig zu Essen, aber wir hatten Zeit und mussten nicht zwölf Stunden arbeiten. Ich bummelte ein wenig. Irgendjemand verpetzte mich wahrscheinlich, und dann musste ich ins Sekretariat der Uni. Aber da Emanzipation noch nicht wirklich großgeschrieben war, argumentierte ich so: ‚Ich bin dann Ingenieur und mein Mann ist noch ein Student, wie sieht denn das aus?’ Ich handelte sechs Wochen raus, und mein Mann und ich schlossen am selben Tag unser Studium mit dem Diplom ab.
Ich hatte beschlossen, zum Diplom richtige Schuhe zu tragen. Martin und ich aßen weniger Brot, um es für meine Schuhe auf dem Markt zu verkaufen. Weder er noch ich waren gute Verkäufer, und Martin hat das auf mich abgeschoben. Ich ging mit diesen zwei Laiben Brot auf den Markt.
Mein Mann versuchte die ganze Zeit irgendwie Geld dazu zu verdienen. Ich hatte ein verletztes Bein, es heilte nicht, weil es keine Vitamine gab. Wir waren praktisch mit dem Studium fertig und mussten nur noch unsere Diplomprüfungen machen. Aber schnell arbeiten zu gehen, war nicht besonders reizvoll. Die Studenten hatten zwar sehr wenig Geld und wenig zu Essen, aber wir hatten Zeit und mussten nicht zwölf Stunden arbeiten. Ich bummelte ein wenig. Irgendjemand verpetzte mich wahrscheinlich, und dann musste ich ins Sekretariat der Uni. Aber da Emanzipation noch nicht wirklich großgeschrieben war, argumentierte ich so: ‚Ich bin dann Ingenieur und mein Mann ist noch ein Student, wie sieht denn das aus?’ Ich handelte sechs Wochen raus, und mein Mann und ich schlossen am selben Tag unser Studium mit dem Diplom ab.
Ich hatte beschlossen, zum Diplom richtige Schuhe zu tragen. Martin und ich aßen weniger Brot, um es für meine Schuhe auf dem Markt zu verkaufen. Weder er noch ich waren gute Verkäufer, und Martin hat das auf mich abgeschoben. Ich ging mit diesen zwei Laiben Brot auf den Markt.
Interview
Emilia Ratz
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