Selected text
In Tiszacsege gab es eine orthodoxe Glaubensgemeinde, es gab eine Synagoge und auch eine Mikve (Ritualbad). Einen Schames gab es, aber einen Rabbi nicht, aber meinen Geschwistern wurde die Religion zu Hause beigebracht. Der Lehrer hatte es nicht so schwer, denn es gab wenig jüdische Familien, also kam er immer zu uns nach Hause. Mein Bruder wollte sich vor ihm immer verstecken. Meine Eltern waren früher sehr religiös, aber in ihren letzten Jahren haben sie sogar Schweine geschlachtet. Meine Großeltern führten einen koscheren Haushalt. Aber es war nie ein Problem, ich habe nie gehört, dass man etwas nicht machen darf. In der Schule war es überhaupt kein Thema, ob man Jude oder Christ ist. Ich hatte Freundinnen, die in derselben Gegend wohnten wie wir, wenn sie im Mai zur Litanei gingen, begleitete ich sie ein Stück, oder sie kamen samstags nach der Kirche bei uns vorbei, oder ich ging zu ihnen, und wir spielten zusammen.
Interview
Vera Stulberger
Tag(s)