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Dann zu Jom Kippur (Tag der Versöhnung und Fasttag), wenn wir abends zur Synagoge gingen, musste man fasten, dann am nächsten Tag gingen wir am Abend nach Hause und haben Abend gegessen. Das Abendessen war immer so: erst Kaffee mit Zopfkuchen und Quarkkuchen. Das ist ja bis heute so. Und dann musste man mit dem Hühnchen ein Opfer darbringen. (Alte Zeremonie: Am Morgen oder am Abend des Tages vor Jom Kippur nehmen die Männer einen Hahn und die Frauen ein Huhn, und auf die Versöhnung wartend, drehen sie diese dreimal über dem Kopf herum.) So was hat man immer gehalten, das machte mein Großvater über meinem Kopf, und da es sehr viele Hähnchen gab, gab es außer Geflügel sowieso nichts, man musste überall essen, was es gab, aber es gab weder Enten noch Gänse, denn überall hat man diese Opfer dargebracht. Ich weiß gar nicht, wie man es heute macht, wenn man kein Hähnchen kaufen kann. Und dann, wenn der Hunger mit dem Frühstück schon vertrieben war, fingen wir an, Warmes zu essen, überall gab es Paprikahuhn mit Eiergersten und Hühnersuppe.
Interview
Vera Stulberger
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