Tag #116012 - Interview #78548 (Emilia Ratz)

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Ich ging zwei Jahre in die private Volksschule. Ich war nicht so wahnsinnig fleißig, aber ich musste meine Aufgaben machen, das war meine Pflicht. In dieser Zeit ging es meinen Eltern wahrscheinlich finanziell nicht so schlecht, sonst hätten sie sich die Privatschule nicht leisten können. Dann nahmen sie mich von dieser Schule, und ich musste vier Jahre auf eine kostenlose öffentliche Schule gehen. Erst das Gymnasium war wieder eine Privatschule. Ich hätte auch auf ein öffentliches Gymnasium gehen können, aber in Warschau war es für jüdische Kinder wegen des Antisemitismus nicht so leicht, aufs Gymnasium zu kommen.

Religionsunterricht hatten wir in der Schule. Man musste eine gute Note haben, denn eine schlechte Note in Religion, egal in welcher, auch der jüdischen, war für die Behörden ein Zeichen dafür, dass man einer kommunistischen Organisation angehörte. Aber man hatte als Jude auch noch andere, zusätzliche Schwierigkeiten, um auf eine höhere Schule zu kommen.
Interview
Emilia Ratz