Tag #115984 - Interview #78542 (Edith Landesmann)

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Uri ging in die Maturaschule, denn er hatte zwei Jahre Latein und Griechisch versäumt, und das war nicht aufzuholen. Er sollte auch zum österreichischen Militärdienst, aber wegen seines Gebrechens am Ohr wurde er befreit. Ich muss sagen zu unserer Erleichterung! Nach der Matura war es für ihn selbstverständlich auf die Technische Hochschule zu gehen, denn das war immer schon sein Hauptinteresse. Wir hatten meiner in Brünn lebenden Cousine eine Garconniere abgekauft, und sehr zu meinem Leidwesen riet Bobby Uri, selbständig zu werden und alleine zu wohnen. Micky bemühte sich in der 7. Klasse in das American Field Service aufgenommen zu werden, doch nach dem er alle Tests passierte, sagte man uns, er sei zu jung. Das war für ihn eine große Enttäuschung! Nach seiner Matura wusste er nicht so genau, was er wollte und suchte alle möglichen Beratungsstellen auf. Dann entschloss er sich für das Studium an der Welthandel. Er suchte auch um ein Fulbright-Stipendium an, das er nach einem Jahr auch bekam. Man sandte ihn an die Brandeis Universität. Uns war es nur recht, denn es ist eine jüdische Uni, und wir dachten ihn dort gut aufgehoben. Meine Söhne gingen also langsam ihre eigenen Wege, Uri war auf der Technischen Hochschule nicht glücklich. Wir rieten ihm, doch gleich etwas anderes zu wählen, am liebsten wäre es uns gewesen, er hätte die Hotelfachschule gemacht, denn er hatte immer einen guten Umgang mit Menschen, sprach Deutsch, Französisch und Englisch und hatte auch gute Manieren. Im Sommer arbeitete er als Tour-Guide und hatte großen Erfolg dabei! Nach zwei Jahren auf der Technik entschloss er sich für Medizin.
Interview
Edith Landesmann