Selected text
Aber noch einmal zurück: Ich besuchte vier Jahre die hebräische Schule in Czernowitz. Da mussten wir noch mit den Händen nach hinten sitzen, das war nicht locker so wie heute.
Czernowitz, auch 'Klein Wien des Ostens' genannt, war eine moderne Stadt und hatte 150 000 Einwohner. Ich erinnere mich an die Sommer - Straßenbahn mit offenen Waggons und die Winter - Straßenbahn mit geschlossenen Waggons.
Fast die Hälfte der Einwohner in Czernowitz waren Juden. Die meisten von ihnen fühlten sich der deutschen Kultur zugehörig. Es gab eine Universität, Theater, Kinos, Kaffeehäuser, und Czernowitz war eine Literaturstadt. Dort lebten viele Schriftsteller und Künstler:
Karl Emil Franzos [2], der erste , der zu internationalem Ruhm gelangte, Rose Ausländer [3], Moses Rosenkranz, Paul Celan [4], Selma Meerbaum-Eisinger [5], Gregor von Rezzori [6], Elieser Steinbarg [7], Itzig Manger [8] und der berühmte Tenor Joseph Schmidt [9] und viele andere, die sich in der Czernowitzer Atmosphäre wohl fühlten. Mit Paul Celan, dem weltbekannten Lyriker, damals hieß er noch Paul Antschel, und seinen Eltern war meine Familie eng befreundet. In seiner Biografie erwähnt er meine Mutter, weil sie ihm einmal geholfen hatte. Er besuchte sogar meine Eltern nach dem Krieg in Wien.
Meine Eltern hatten oft Gäste, und auch sie waren oft zu Freunden eingeladen. Meine Schwester und ich wurden immer mitgenommen. Als meine Schwester älter war, ging sie aber schon ihre eigenen Wege.
Es war ein intensives jüdisches Leben auf einem hohen Niveau. Was ich meiner Mutter nie vergessen werde ist, dass sie mich zur Toleranz anderen Menschen und anderen Religionen gegenüber erzogen hat. Unser Hausmädchen war Christin.
Czernowitz, auch 'Klein Wien des Ostens' genannt, war eine moderne Stadt und hatte 150 000 Einwohner. Ich erinnere mich an die Sommer - Straßenbahn mit offenen Waggons und die Winter - Straßenbahn mit geschlossenen Waggons.
Fast die Hälfte der Einwohner in Czernowitz waren Juden. Die meisten von ihnen fühlten sich der deutschen Kultur zugehörig. Es gab eine Universität, Theater, Kinos, Kaffeehäuser, und Czernowitz war eine Literaturstadt. Dort lebten viele Schriftsteller und Künstler:
Karl Emil Franzos [2], der erste , der zu internationalem Ruhm gelangte, Rose Ausländer [3], Moses Rosenkranz, Paul Celan [4], Selma Meerbaum-Eisinger [5], Gregor von Rezzori [6], Elieser Steinbarg [7], Itzig Manger [8] und der berühmte Tenor Joseph Schmidt [9] und viele andere, die sich in der Czernowitzer Atmosphäre wohl fühlten. Mit Paul Celan, dem weltbekannten Lyriker, damals hieß er noch Paul Antschel, und seinen Eltern war meine Familie eng befreundet. In seiner Biografie erwähnt er meine Mutter, weil sie ihm einmal geholfen hatte. Er besuchte sogar meine Eltern nach dem Krieg in Wien.
Meine Eltern hatten oft Gäste, und auch sie waren oft zu Freunden eingeladen. Meine Schwester und ich wurden immer mitgenommen. Als meine Schwester älter war, ging sie aber schon ihre eigenen Wege.
Es war ein intensives jüdisches Leben auf einem hohen Niveau. Was ich meiner Mutter nie vergessen werde ist, dass sie mich zur Toleranz anderen Menschen und anderen Religionen gegenüber erzogen hat. Unser Hausmädchen war Christin.
Location
Czernowitz
Ukraine
Interview
Bruno Bittmann