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Als Kind war ich bei der Jugendbewegung der Sozialdemokraten, den 'Roten Falken' und bei den Naturfreunden. Es war nett dort, wir haben Ausflüge gemacht. Die Führer der 'Roten Falken' waren Achtzehn- bis Neunzehnjährige, die versucht haben, junge Leute für die Kommunistische Partei zu werben. Ich war in der Organisation, die sich Weltjugendliga nannte. Die Organisation gehörte zu den Freimaurern [3]. Zusammen waren wir zwanzig - Juden und Christen. Wir haben uns mit sehr anspruchsvollen intellektuellen Problemen beschäftigt, haben diskutiert, Bücher besprochen und uns mit Psychoanalyse beschäftigt. Ein Teil der Mitglieder waren Jungkommunisten. Dann war ich bei den revolutionären Sozialisten und von dort kam ich zu den Jungkommunisten. Ab 1934 [4] war ich im illegalen Kommunistischen Jugendverband. Das war eine militärische Zeit damals. Die haben mich mit einem Rucksack, in dem Waffen waren, durch Wien geschickt, damit wir in einer Wohnung mit den Waffen trainieren können - Wehrsport wurde das genannt. Der Hitler war in Deutschland, in Spanien der Bürgerkrieg [5], und ich wollte für die Revolution der Arbeiter trainieren. Ich wäre wahrscheinlich auch mit der Waffe in der Hand für meine Ideale kämpfen gegangen. Ich habe überhaupt nicht begriffen, was dadurch alles auf mich hätte zukommen können. Abends war ich fast nie zu Hause. Ich habe mir ein Brot mitgenommen, und wir haben dann unsere Abende zusammen verbracht. Wir saßen an der Donau - das war 1937 illegal - weil zu der Zeit in Österreich die Kommunistische Partei, die Sozialdemokratische Partei und die Nazis verboten waren.
Location
Austria
Interview
Wilhelm Steiner