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1928 war er geschäftlich in Knittelfeld unterwegs und wurde von einem Automobil überfahren, und er ist gestorben. Da die Omama nicht genug Geld hatte, um ihn nach Wien überführen zu lassen, ist er in Knittelfeld begraben worden.
In Knittelfeld gibt es einen kleinen jüdischen Friedhof mit neun Gräbern. Nach dem Krieg ist meine Mutter natürlich gefahren, ihren Vater am Friedhof zu besuchen, und ich bin mitgefahren. Da hatte sich ein Bauer diesen Friedhof gekauft.
Als wir zum Friedhof hineinwollten, mussten wir beim Bauern läuten, damit er uns hereinlässt. Einige Zeit ist es sehr gut gegangen. Aber der Bauer hatte zwei so große Hunde, die gebellt haben, wenn er uns das Tor geöffnet hat, da habe ich mich immer gefürchtet.
Eines Tages mussten wir nicht mehr beim Bauern klingeln, sondern von der Grazer Kultusgemeinde die Schlüssel holen, um auf den Friedhof zu kommen. Der Bauer war dann nicht mehr freundlich. Er hat gesagt: 'Ich weiß nicht, wozu Sie herkommen. Wissen Sie überhaupt, wer dort liegt?' Ich habe gesagt: 'Was heißt, wer da liegt? Mein Großvater liegt da.
Sie sehen den Namen auf dem Grab.' Dann sagte er: 'Im 38er Jahr sind Leute gekommen, haben jedes Grab aufgeschaufelt, weil ma ja gwusst ham, dass die Juden Gold und wertvolle Sachen versteckt ham in die Gräber, die ham aba nix gefunden.
Ham ma alles wieder zam gemacht. Wer seitdem dort wirklich liegt, weiß ich nicht.' Ich habe gesagt: 'Mir erzählen Sie keine Geschichten. Für mich ist im Grab mein Großvater. Ob jetzt andere Gebeine da liegen oder er - das ist mir egal.' Zwei Jahre später hat der Bauer den Grund verkauft, dort war dann eine Hundezuchtanstalt.
Aber nach ein paar Jahren hat die jüdische Gemeinde Graz die Steine von der Mauer in die Mitte verlegt. Angeblich sind sie - wir waren nicht mehr dort - jetzt wieder zurück zur Mauer mit neuen weißen Grabsteinen.
In Knittelfeld gibt es einen kleinen jüdischen Friedhof mit neun Gräbern. Nach dem Krieg ist meine Mutter natürlich gefahren, ihren Vater am Friedhof zu besuchen, und ich bin mitgefahren. Da hatte sich ein Bauer diesen Friedhof gekauft.
Als wir zum Friedhof hineinwollten, mussten wir beim Bauern läuten, damit er uns hereinlässt. Einige Zeit ist es sehr gut gegangen. Aber der Bauer hatte zwei so große Hunde, die gebellt haben, wenn er uns das Tor geöffnet hat, da habe ich mich immer gefürchtet.
Eines Tages mussten wir nicht mehr beim Bauern klingeln, sondern von der Grazer Kultusgemeinde die Schlüssel holen, um auf den Friedhof zu kommen. Der Bauer war dann nicht mehr freundlich. Er hat gesagt: 'Ich weiß nicht, wozu Sie herkommen. Wissen Sie überhaupt, wer dort liegt?' Ich habe gesagt: 'Was heißt, wer da liegt? Mein Großvater liegt da.
Sie sehen den Namen auf dem Grab.' Dann sagte er: 'Im 38er Jahr sind Leute gekommen, haben jedes Grab aufgeschaufelt, weil ma ja gwusst ham, dass die Juden Gold und wertvolle Sachen versteckt ham in die Gräber, die ham aba nix gefunden.
Ham ma alles wieder zam gemacht. Wer seitdem dort wirklich liegt, weiß ich nicht.' Ich habe gesagt: 'Mir erzählen Sie keine Geschichten. Für mich ist im Grab mein Großvater. Ob jetzt andere Gebeine da liegen oder er - das ist mir egal.' Zwei Jahre später hat der Bauer den Grund verkauft, dort war dann eine Hundezuchtanstalt.
Aber nach ein paar Jahren hat die jüdische Gemeinde Graz die Steine von der Mauer in die Mitte verlegt. Angeblich sind sie - wir waren nicht mehr dort - jetzt wieder zurück zur Mauer mit neuen weißen Grabsteinen.
Interview
Alice Granierer
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