Selected text
Wir Kinder, die Agi, der Hansi und ich, sind schon im Juni nach England geflogen. Und möglich war das im Wesentlichen dadurch, dass Otto aus der Zeit, wo er vor dem ersten Weltkrieg in England gelebt hat, eine ganze Reihe guter Freunde in England gehabt hat. Die haben gebürgt für uns.
Ja, und dann gab‘s also auch noch lange Verhandlungen, bis man Lilly und Otto die Ausreise nach England erlaubt hat, das war im Herbst 1938.
Ich war 16 und hab‘ als Haushaltshilfe gearbeitet, dann war der Versuch, Krankenschwester zu werden. Ich wollte dann nicht mehr zu den Eltern ziehen. Ich kann mich erinnern, wo ich zum ersten mal bei einer Demonstration am Trafalgar Square war, das war für mich unheimlich wichtig, wo man die Internationale offen singen kann! Ich glaub, es war eine Arbeitslosendemonstration. Ich wollte in London bleiben, aber Otto meinte, als der Krieg dann begonnen hatte, es ist blöd, in London zu bleiben, wegen der Bomben. Nach langem, so was wurde zu Hause ja niemals geredet, hab ich zugegeben, ich hab einen Freund und wegen dem will ich dableiben. In meiner Erinnerung hat er gesagt: Du bist ja ka Köchin!
Das war eine fürchterliche Watschn für mich. Und jedes Mal wenn ich mit ihm beisammen war, ist es sofort zu einem Krach gekommen. Das ist eigentlich bis zum Schluss so gegangen. Wahrscheinlich dewegen auch in der letzten Zeit, wo ich als junges Mädel und als junge Frau so a überzeugte Kommunistin war, dass er meine Art von Dogmatismus nicht ertragen hat. Ich war bei Young Austria, unser wichtigstes Ziel war es, etwas für die Befreiung Österreichs zu machen. Da hat es auch Zellen des Kommunistischen Jugendverbands gegeben und wöchentliche Treffen, wir haben Marx und Engels gelesen, es gab auch eine Zeitung. Es war für mich das wichtigste, ja ja, ich war sicher unheimlich dogmatisch. Aber nicht nur die politische Linie, sondern auch die Erinnerung an das Land, an Österreich wach halten, das war ganz wichtig. Wobei das mehr das Land war, die Landschaft und die Kultur, als die Leute. Für mich war immer klar, dass ich dahin zurück will. Und es war klar, dass das ein kommunistisches Land wird.
Ja, und dann gab‘s also auch noch lange Verhandlungen, bis man Lilly und Otto die Ausreise nach England erlaubt hat, das war im Herbst 1938.
Ich war 16 und hab‘ als Haushaltshilfe gearbeitet, dann war der Versuch, Krankenschwester zu werden. Ich wollte dann nicht mehr zu den Eltern ziehen. Ich kann mich erinnern, wo ich zum ersten mal bei einer Demonstration am Trafalgar Square war, das war für mich unheimlich wichtig, wo man die Internationale offen singen kann! Ich glaub, es war eine Arbeitslosendemonstration. Ich wollte in London bleiben, aber Otto meinte, als der Krieg dann begonnen hatte, es ist blöd, in London zu bleiben, wegen der Bomben. Nach langem, so was wurde zu Hause ja niemals geredet, hab ich zugegeben, ich hab einen Freund und wegen dem will ich dableiben. In meiner Erinnerung hat er gesagt: Du bist ja ka Köchin!
Das war eine fürchterliche Watschn für mich. Und jedes Mal wenn ich mit ihm beisammen war, ist es sofort zu einem Krach gekommen. Das ist eigentlich bis zum Schluss so gegangen. Wahrscheinlich dewegen auch in der letzten Zeit, wo ich als junges Mädel und als junge Frau so a überzeugte Kommunistin war, dass er meine Art von Dogmatismus nicht ertragen hat. Ich war bei Young Austria, unser wichtigstes Ziel war es, etwas für die Befreiung Österreichs zu machen. Da hat es auch Zellen des Kommunistischen Jugendverbands gegeben und wöchentliche Treffen, wir haben Marx und Engels gelesen, es gab auch eine Zeitung. Es war für mich das wichtigste, ja ja, ich war sicher unheimlich dogmatisch. Aber nicht nur die politische Linie, sondern auch die Erinnerung an das Land, an Österreich wach halten, das war ganz wichtig. Wobei das mehr das Land war, die Landschaft und die Kultur, als die Leute. Für mich war immer klar, dass ich dahin zurück will. Und es war klar, dass das ein kommunistisches Land wird.
Period
Location
London
United Kingdom
Interview
Eva Köckeis-Stangl