Tag #115182 - Interview #78542 (Edith Landesmann)

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Da nun beide Kinder erwachsen waren und eigentlich mein Anteil an ihrer Erziehung vollbracht war, wandte ich mich anderen Aufgaben zu. Im Sommer arbeitete ich weiter als Reiseleiterin, hatte guten Erfolg und auch viel Genugtuung. Doch was mache ich im Winter? So entschloss ich mich, auch etwas für die Allgemeinheit zu tun. Da mein Herz immer noch an Israel hang, wollte ich etwas für dieses Land tun. Und so wurde ich ein aktives Mitglied der WIZO. Erst wurde ich als Repräsentantin der WIZO in der U.N. gewählt, später war ich Vorsitzende und zuletzt auch Präsidentin. Diese Aktivitäten, obzwar sie zeitraubend und oft auch frustrierend waren, gaben mir doch ein Gefühl, nicht nur für mich und meine Familie da zu sein, sondern auch für diejenigen, die Hilfe brauchen. Ich traf mit wunderbaren Frauen zusammen, mit denen wir gemeinsam ein großes Werk schafften. Und wenn ich dann in Israel eines der drei Tagesheimstätten, die aus unseren Geldern finanziert wurden, besuchte, dann sah ich, dass sich die Mühe und der Ärger lohnten. Die Krönung meiner Tätigkeit war dann die Verleihung des „Rebecca Sieff Awards“ an mich. Ein Bäumchen auf meinen Namen wurde in unserem Heim in Modiin gepflanzt!

Das Einzige, das Bobby und mir zu unserer Zufriedenheit fehlte, waren Enkelkinder! Bobby sagte einmal zu mir, als wir aus der Synagoge gingen: „Der einzige Fluch, den es in hebräischer Sprache gibt, „Dein Name sei ausgelöscht“, scheint an uns war zu werden.“ Denn aus der großen Familie Landesmann gab es keine jüdischen Nachkommen!

Doch auch das wurde uns eines Tages gegeben! Wir haben nun drei wunderbare Enkerln: Raphael, David und Mimi. Wenn ich nun zurückblicke auf 75 Jahre meines Lebens kann ich zufrieden sein. In einer Zeit, wo andere so viel Leid und Qualen erleiden mussten, hatte ich eine glückliche Kindheit und eine beschützte Jugend. Auch mein späteres Leben als Frau und Mutter verlief G’tt sei Dank ohne große Turbulenzen. Ich wurde immer umgeben von liebevollen Menschen und habe eigentlich immer nur Gutes erfahren!
Interview
Edith Landesmann