Mitte der 90er Jahre begann Herbert Lewin langsam sein Augenlicht zu verlieren. Heute, im Alter von 90 Jahren, ist er fast blind, aber wie in seiner Jugend bereitet ihm es immer noch eine der größten Freuden, Musik zu hören.
Während er uns Fotos aus seinem Leben zeigt, die er selber kaum noch sehen kann, erzählt uns Herr Lewin von seiner Kindheit in der ostpreußischen Stadt Osterode (die heute zu Polen gehört). Er berichtet von seinem besten Freund, der ihn nie im Stich ließ, obwohl er gezwungen war, in die Hitlerjugend einzutreten.
Herbert Lewin nimmt uns dann mit auf seine abenteuerliche Reise, in deren Verlauf er illegal nach Palästina ausreiste, sich in Tel Aviv verliebte und dann nach dem Krieg schließlich nach Europa zurückkehrte.
Study Guides
Kindheit und Jugend
Herbert Lewin wuchs im ostpreußischen Osterode auf, das damals zum Deutschen Reich gehörte und im heutigen Polen liegt. Hier findest du eine Landkarte von Ostpreußen von 1937.
Herberts bester Freund Hans musste der nationalsozialistischen Hitlerjugend beitreten. Auf dieser Seite des Deutschen Historischen Museums erfährt man mehr über die Geschichte der Hitlerjugend.
Antisemitische Diskriminierung in der Schule, wie sie Herbert Lewins Bruder Werner erleben musste, war nach 1933 in Deutschland weit verbreitet. Das folgende Zeitzeugenvideo ist Teil des vom österreichischen Kultur- und Bildungsministerium (bm:ukk) ins Leben gerufenen Projekts "erinnern.at - Nationalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis und Gegenwart".
Diese Zeittafel zur NS-Zeit gibt einen kompakten Einblick in die Geschichte des Nationalsozialismus, von Hitlers Machtübernahme bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.
Herbert Lewin gehörte als junger Mann der Hechaluz-Bewegung an. Nähere Informationen zu diesem Verband wurden vom Ghettomuseum Theresienstadt zusammengestellt.
Flucht nach Palästina
Herbert Lewin floh vor der nationalsozialistischen Verfolgung aus Deutschland nach Palästina. Dieser Artikel der ZEIT beschreibt die Geschichte der jüdischen Auswanderung nach Palästina in den 1930er und 1940er Jahren. Auf seiner Flucht nach Palästina versteckte sich Herbert Lewin in der Synagoge von Subotica. Fotos und geschichtliche Hintergründe dieser Synagoge finden sich auf dieser Seite.
Damals war Palästina noch britisches Mandatsgebiet. Im Oktober 1917 begann die Eroberung Palästinas vom Osmanischen Reich durch britische Truppen. In der Balfour-Deklaration vom 2. November 1917 erklärte sich das Vereinigte Königreich einverstanden mit den zionistischen Bestrebungen, in Palästina eine "nationale Heimstätte" des jüdischen Volkes zu errichten, wobei die Rechte bestehender nicht-jüdischer Gemeinschaften gewahrt bleiben sollten. Der folgende Artikel der Deutschen Welle erläutert die Entstehungsgeschichte und Absichten der Deklaration. Der folgende Artikel der Bundeszentrale für politische Bildung berichtet über die "Briten im Heiligen Land", welche Palästina zwischen 1917 und 1948 kontrollierten.
Ähnlich wie Herbert Lewin, haben viele Wiener Juden nach Palästina zu fliehen versucht. Nicht alle sind aber den gleichen Weg gegangen und nicht allen gelang die Flucht. Dieser Artikel des Jüdischen Museums Wien beschreibt das Schicksal von rund 1200 Wiener Juden, die mit dem Kladovo Transport Österreich verließen. Nur etwa 200 Jugendlichen gelang die Flucht tatsächlich.
Anderen jüdischen Flüchtlingen gelang die Flucht über die "Aaliyah Bet". Ein USHMM-Artikel berichtet über die illegale Emigration nach Palästina, vor und nach dem Krieg (in englischer Sprache). Die Auswanderung europäischer Juden war aber nicht nur durch den Antisemitismus im Nationalsozialismus bedingt, sondern erfolgte sogar früher im Rahme der zionistischen Bewegung. Als Zionismus wird die jüdische Nationalbewegung bezeichnet, die sich infolge des Antisemitismus in Europa um 1880 politisch zu organisieren begann und einen eigenen jüdischen Nationalstaat in Palästina anstrebte. Diese der Bundeszentrale für politische Bildung informiert über die den Ursprung und die Entwicklungen des Zionismus bis in die Gegenwart. Ein Artikel der ZEIT berichtet über den Begründer des modernen politischen des Zionismus, Theodor Herzl.
Über 4000 jüdische KZ-Überlebende versuchten 1947 per Schiff von Frankreich nach Palästina zu gelangen. Doch die Reise der "Exodus" wurde zu einem Alptraum: Britische Kriegsschiffe griffen die Flüchtlinge an. Dieser Artikel beschreibt die Fahrt nach Palästina 1947 und den Rücktransport der Passagiere.
Diese Seite der Vereinten Nationen stellt Dokumente und Karten in englischer Sprache zur Palästina-Frage von 1917 bis in die Gegenwart bereit.
Ein Artikel der Bundeszentrale für politische Bildung informiert über den Nahostkonflikt und verweist auf weitere Dokumente und Publikationen der Bundeszentrale.
Israel
Mit der Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948, lebte Herbert Lewin nun in Israel. Dort verbrachte er einige Zeit in einem Kibbutz. Dieser Artikel erklärt, was ein Kibbutz ist
Bevor er mit seiner Frau nach Wien zog, lebte Herbert Lewin in Tel Aviv. Tel Aviv wurde 1909 gegründet und ist heute die zweitgrößte Stadt Israels. Eine Besonderheit stellen die mehr als 4.000 im berühmten Bauhausstil errichteten Häuser dar. Sie wurden in den 1930er Jahren von zahlreichen Architekten, Professoren und Studenten erbaut, die aus Dessau und Berlin geflohen waren, um dem nationalsozialistischen Terror zu entgehen. Die Gebäude konzentrieren sich im Stadtteil der sogenannten "Weißen Stadt", welcher heute zum UNESCO-Welterbe gehört. Diese Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitungund der Deutschen Welle erläutern, wie die Bauhaus-Architektur nach Palästina kam. 2008 gab es seine Ausstellung zur "Weißen Stadt Tel Aviv" in Wien.
Das Bauhaus-Museums in Tel Aviv dokumentiert alle dortigen Bauhaus - Gebäude mit Fotos und Biographien der jeweiligen Architekten (in Englisch), die größtenteils aus Europa stammten. Auch diese Foto-Dokumentation ist der Bauhaus-Architektur in Israel gewidmet.
Sechzig Jahre nach der Gründung des Staates Israel informieren diese Publikationen der Bundeszentrale für politische Bildung über den Staat Israel und den Nahost-Konflikt. Darüber hinaus sind Broschüren zu Juden in Europa nach 1945 und Antisemitismus entstanden.