Feigel Cerl Dorflaufer

Das ist meine Großmutter mütterlicherseits. Meine Großeltern haben 1876 in Brzesko jüdisch geheiratet, so bekamen die Töchter den Namen der Mutter und die Söhne den Namen des Vaters. Erzählt hat man mir, dass sie eine kleine Frau war, die einen Sheitl trug. Man hat sie sehr verehrt, weil sie sehr klug war. Leider war sie zuckerkrank. Schon damals sind auch die Zuckerkranken nach Karlsbad [Karlovy Vary, heute Tschechien] geschickt worden, das Heilwasser dort hat auch den Zuckerkranken geholfen. Jedenfalls ist die Großmutter im Sommer immer nach Karlsbad zur Kur gefahren, und daraus schließe ich, dass der Großvater sich das leisten konnte. Mein Onkel Benjamin hat meiner Großmutter in Wien Insulin gegen die Diabetes gekauft, aber es war schon für sie zu spät, es hat nicht mehr geholfen. Sie starb 1924 und liegt am Zentralfriedhof begraben.

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