Herbert Lewins Bruder Werner

Mein Bruder Werner Lewin war ein Musterschüler. Der konnte sich hinsetzen, zweimal die unregelmäßigen Verben in Latein durchlesen und das war in seinem Kopf. Der ist bis zur Quarta gekommen. Dann hat der Direktor vom Gymnasium meinen Vater rufen lassen und hat gesagt: 'Herr Lewin, es tut mir sehr leid, solch einen Schüler von der Schule zu weisen, aber von höherer Stelle hab ich Anweisung bekommen, daß keine jüdischen Schüler auf dem Gymnasium geduldet werden.? Mein Vater hat meinem Onkel nach Brasilien berichtet, daß ich einen keinen Ausbildungsplatz habe und der Werner von der Schule mußte, da hat mein Onkel zurückgeschrieben, er werde sich darum kümmern, daß der Werner nach England kommt und er dort weiter zur Schule gehen kann. Ein englischer Geschäftsfreund meines Onkels hat dem Werner 1937 ein Permit nach England besorgt. Dort hat er das Abitur gemacht und hat angefangen Pädagogik zu studieren, aber dann haben die Engländer doch eingegriffen, dann wurde er auf der Insel Man interniert, dort hat er aber sein Studium als Fernstudium weitermachen können. Dann hat er sich freiwillig zu den Fallschirmjägern gemeldet. Er ist mit den ersten Invasionstruppen hinter den deutschen Linien in Dünkirchen abgesprungen. Er hat dort den Krieg zu Ende erlebt und hat dann noch dort als Dolmetscher gearbeitet. Mein Bruder hat nach dem Krieg in England geheiratet und wurde Lehrer.