Familie Stiassny

Das sind mein Vater, meine Großmutter und die Geschwister meines Vaters. Mein Vater Karel Stiassny wurde am 6.12.1892 in Brünn geboren. Sein Vater Isaak kam aus einer kleinen Stadt in Mähren, er war angeblich Fuhrwerker. Meine Großmutter Cecilie, geborene Hochwald, kam aus Boskowitz, damals eine große jüdische Gemeinde. Bei einem Besuch in Boskowitz vor einigen Jahren konnte ich noch einige Grabsteine mit dem Namen Hochwald finden. Mein Großvater, den ich nie kannte, starb, als mein Vater 11 Jahre alt war. So blieb die Witwe mit 6 kleinen Kindern zurück. Eine Tochter starb noch in derselben Woche wie ihr Vater. Nun war der Älteste - Fritz - 14 und die Jüngste - Henriette -'Jetty' 2 Jahre alt. Es war sicherlich schwer, die ganze Familie zu ernähren, wo doch damals Frauen keinen Beruf hatten. Die Großmutter vermietete Teile ihrer Wohnung und kochte für fremde Leute. Fritz heiratete schon mit 17 Jahren und übersiedelte nach Teplitz in Nordböhmen. Er war immer das schwarze Schaf der Familie, denn er war ein Spieler und war ewig in Geldnöten. Er hatte 2 Töchter: Else, die 6 Jahre älter war als ich und viele Sommer mit uns in Bilowitz verbrachte. Ihre Schwester Martha war in meinem Alter, doch ich sah sie nur einmal im Sommer 1938. Sie wurde dann in einem KZ ermordet. Die älteste Schwester meines Vaters war Peppi, oder Josefine, verheiratet mit Peppo Pavlitschek, einem Nichtjuden, und konnte dadurch den Holocaust überleben. Auch ihre Kinder Lilly und Fritzi haben überlebt, zwar unter widrigen Umständen, aber ich habe sie nach dem Krieg wiedergefunden. Die nächste Schwester hieß Grete, sie heiratete Bruno Braun, Holzhändler in Brünn, der dann zufällig den Holzplatz meines Großvaters in Wolfstal erwarb. Ich habe dort mit meinen Cousinen Fritzi und Lilly oft gespielt. Das Ehepaar Braun hatte keine eigenen Kinder. Sie wurden im KZ ermordet. Dann war da Alfred, der jüngste Bruder meines Vaters, für den er sich immer besonders verantwortlich fühlte. Schon in Brünn arbeitete er im Betrieb meines Vaters, wo er zum Textilfachmann ausgebildet wurde. Auch später in Palästina hat er wieder mit meinem Vater gearbeitet. Die jüngste Schwester meines Vaters war Jetty, meine Lieblingstante, denn obzwar sie keine Kinder hatte, verstand sie es doch, mit mir sehr schön zu spielen. Auch Tante Jetty konnte überleben, denn auch ihr Mann war kein Jude. Sie mußte den Stern tragen und wurde auch später nach Theresienstadt verschickt, aber in eine Abteilung für Mischehen.