Aron Neuman

Das bin ich. Ich komme aus einer sehr großen jüdischen Familie in Polen. Ich hatte Eltern, fünf Geschwister, Cousins, Cousinen, Neffen und Nichten. Aus meiner Familie wurden im Holocaust 129 Menschen ermordet. Ich wollte mit 21 Jahren nach Palästina emigrieren, aber es war schon zu spät, die Deutschen überfielen gerade Polen. Zweimal im Jahr gehe ich in den Tempel, zu Rosch Haschana und zu Jom Kippur. Einmal hat mich ein Bekannter zu ESRA mitgenommen. Sie haben dort ein Interview mit mir gemacht und mich davon überzeugt, dass ich einen Antrag an die Claims Conference stelle, weil ich einen Anspruch auf ein wenig Geld als Überlebender des Holocaust. Zuerst wollte ich diesen Antrag nicht stellen, ich brauche das Geld nicht unbedingt, und ich will nicht betteln. Im Dezember kam ein Brief aus New York, in dem sie mir mitteilten, dass mein Antrag einer von Tausenden Anträgen ist und alle bearbeiten werden, ich muss Geduld haben. Aber eigentlich warte ich nur noch auf den Tod, so ist das, was kann man machen? Der Tod gehört zum Leben, und das Leben gehört zum Tod.