Anton Fischer mit seiner Mutter Rene

Das ist ein Bild von mir und meiner Mutter Rene Fischer, geborene Wertheim. Das Foto wurde 1945 in Natanya aufgenommen.

Meine Mutter führte einen koscheren Haushalt, ging jeden Samstag beten und wir feierten Sabbath und natürlich die hohen Feiertage.

Da kamen dann, solange sie lebten, meine Großeltern väterlicherseits, die in Budapest wohnten, immer zu Besuch. Als mein Vater 1934 starb, war das sehr schwer für meine Mutter.

Ein Kollege meines Vaters kam und sagte zu mir: ‚Du bist jetzt der Mann in der Familie.' Aber das stimmte nicht, weil meine Mutter so stark war.

1944 flohen meine Mutter und ich zusammen nach Palästina, wo sie bis zu unserer Rückkehr nach Budapest Ende 1946 als Putzfrau und Köchin arbeiten mußte, da wir völlig verarmt in Palästina ankamen.

Ich litt sehr darunter, meine Mutter, eine wohlhabende Juwelierin, als Putzfrau sehen zu müssen. Von einem Tag auf den anderen war sie auf die tiefste Stufe gesunken.

Das belastete mein Gewissen und schmerzte in meiner Seele. Aber ich wäre ohne meine Mutter nie geflüchtet. Es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, sie in Budapest zu lassen.

Wir haben sehr viel miteinander durchgemacht, meine Mutter und ich, aber für meine Mutter war es sicher schlimmer als für mich.

In Budapest angekommen gründeten wir gemeinsam wieder ein neues Geschäft an der alten Stelle, bis uns 1949 die Kommunisten wieder alles wegnahmen.

Meine Mutter war eine moderne Frau, aber es war ihr sehr wichtig, dass ich einmal eine Jüdin heirate. Das liegt daran, weil sonst nicht gesichert wäre, dass das Judentum in der Familie weiter geführt wird. Meine Mutter starb 1970 in Budapest.

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