Rosa Rosensteins Töchter Bessy Aharoni und Lilly Drill

Das sind meine Töchter Bessy Aharoni (geb. Weisz) und Lilly Drill (geb. Weisz) in Berlin in den 30er-Jahren. Meine erste Tochter Bessy wurde am 10. Dezember 1929 geboren, und Lilly kam am 6. Mai 1933. Beide gingen in einen jüdischen Kindergarten in der Gipsstrasse, und in der Auguststrasse war die jüdische Volksschule. Die Direktorin der jüdischen Volksschule war eine Klassenlehrerin von mir, wir haben noch die jüdische Mittelschule miteinander besucht. Ich bringe ihr meine Tochter Bessy, da sagt sie zu mir: ,Du bringst mir schon deine Tochter?' Ja, wir waren vier Mädchen in einer Schule. Das vergisst man nicht so schnell. Als Lilly eingeschult werden sollte, flohen wir nach Budapest, in die Heimatstadt meines Mannes. Ich bekam Ausreisepapiere für meine Kinder. Und ich habe immer Rot-Kreuz-Briefe geschrieben - über meinen Cousin in Argentinien, der hat das weitergeleitet - und so war die Verbindung nach Palästina zu meiner Familie da. Mein Schwager schrieb aus Palästina: ,Schick die Kinder, schick bitte die Kinder, wir werden die Kinder so erziehen, als wenn es unsere eigenen Kinder wären'. Sie hatten ja recht, weil die Kinder in Palästina in Sicherheit waren. Die jüdische Gemeinde in Budapest hat das organisiert. Meine Schwägerin hatte dafür gesorgt, dass meine Kinder auf die Liste kamen und die Einreisebewilligung nach Palästina erhielten. Die Kinder haben staatenlose Pässe bekommen. Unsere Lilly wollte nicht. Sie war, als sie wegfuhren, acht Jahre alt. Bessy war elf. Sie waren dann beide einverstanden, aber die Kleine hat mir gesagt, die Große hat sie so geschlagen, damit sie ,Ja' sagt. Damit hat sie ihr das Leben gerettet. Ich bekam die Erlaubnis, die Kinder bis Budapest zu begleiten. Mein Mann, der im Männerlager war, durfte die Kinder nur bis zur Station vom Autobus bringen. Er hat sich von den Kindern dort verabschiedet. Das letzte Mal im Leben haben die Kinder ihren Vater gesehen, das letzte Mal.