Herbert Lewins Frau Gertrude

Ich hatte ein Koffergrammophon mit zwölf Schallplatten. Das war mein ganzes Vermögen. Das hab ich aber nicht ins Camp mitnehmen können, das hab ich bei den Rosenbergs gelassen. Am Abend, wenn ich frei war, bin ich zu den Rosenbergs gegangen, die hatten eine Terrasse vor dem Haus, dort ist man am Abend gesessen, ich hab meine Musik gemacht und da waren manchmal zehn Leute und die haben Wiener Lieder gesungen, geweint und getanzt. Und eines Tages kommt auch ein Mädel dazu. Und ich stehe und drehe mein Koffergrammophon, und sie fängt an zu tanzen. Schon der erste Blick hat mich berauscht. Eine fesche Figur, lustig, temperamentvoll, aber ich hab mich nicht getraut sie anzusprechen. Ich hab nicht gewußt, zu wem sie gehört, wer sie ist. Sie hat mich zum Tanzen aufgefordert und ich habe mich in sie verliebt. Sie hieß Gertrude und wurde später meine Frau.