Die Brüder Landesmann

Das ist mein Vater und seine zwei Brüder. Sie tragen alle k.u.k.-Uniformen. Das Foto wurde wahrscheinlich gemacht, als sie entlassen wurden. Sie haben dann bald Europa verlassen.
Mein Vater ist in den ersten Weltkrieg eingerückt, und da er an einem slowakischen Platz geboren ist, mußte er in die königlich ungarische Armee einrücken. Und sein Regiment ist in Serbien einmarschiert, er wurde verschüttet und war scheinbar verwundet, in jedem Fall psychisch verwundet. Ungefähr nach einem halben, dreiviertel Jahr - scheinbar nur mehr beschränkt wehrfähig - ist er als Kurier zwischen dem österreichisch und ungarischen Kriegsministerium eingesetzt worden.
Im Jahr 1918 hat ihm das also nicht sehr gut getan, denn da kam der Bela Kun nach Ungarn, und da hat man ihn mit den ganzen anderen österreichischen Soldaten und Offizieren eingesperrt. Er ist eigentlich nur gerettet worden, weil ein Gefängniswärter, der mit ihm zusammen in Serbien war, ihn erkannt und freigelassen hat. Und er konnte dann nach Österreich herauskommen und ist dann wieder nach Wien zu seiner Familie gekommen. Das muß im Jahr 1919 gewesen sein, und ein paar Monate später hat er meine Mutter geheiratet, die er ja schon vorher gekannt hat.
Mein Vater hat vier Brüder und drei Schwestern gehabt, aber in Wien hat lediglich eine einzige Schwester gewohnt. Ein Bruder hat in Bratislava gewohnt, und die anderen zwei Brüder haben in Rio de Janeiro, also in Brasilien gewohnt - seit 1920. Das war ein großes Glück, weil dadurch ist mein Vater gerettet worden.
Und die beiden jüngeren Brüder, der eine hat Heinrich, der andere Max geheißen, die sind alle aus dem Militär zurückgekommen und haben gesehen, daß in Österreich nicht viel zu tun ist, und sind dann auch im Jahr 1921nach Brasilien ausgewandert .