Gertrud Lisbeth Wachsmuth

Das ist meine Mutter in den 1930er Jahren. Von Beruf war sie Tänzerin. Mein Vater hatte sich 1938, nach dem Einmarsch der Deutschen in Österreich, von meiner Mutter scheiden lassen, weil er dachte, dass er als sogenannter Arier das Unternehmen das Großvaters retten kann. Meine Mutter hat das nie verstanden, hat auch nie an diese Möglichkeit der Erhaltung des Unternehmens geglaubt und hat ihm das für den Rest ihres Lebens nicht verziehen. Auch nach 1945, nach der Befreiung, sie haben gelegentlich zusammen gearbeitet, ist unsere Familie nie wieder zusammengekommen. Nach der Scheidung meiner Eltern 1938 wurde selbstverständlich die Flucht ins Ausland in Erwägung gezogen. Aber meine Mutter hat in dem Glauben gelebt, dass alles nicht so schlimm werden wird. Sie hat aber eine Art Haushaltsschule besucht, das sie mit einem Diplom abgeschlossen hat und jederzeit als Haushälterin hätte arbeiten können. Sie hat von ?Haushalt führen' bis Lederhandschuhe nähen alles gelernt, aber die Auswanderung leider so halbherzig betrieben, bis sie nicht mehr möglich war. Ich weiß, dass Südamerika im Gespräch war, aber das wollte sie nicht, weil sie die Sprache nicht konnte.